Imago-Zellen oder das Zukunfts-Ich des gesellschaftlichen Organismus
Quelle: Telegram
Der österreichische Autor und Betriebswirt, Karl Gamper, veröffentlichte im Rahmen seines Fernlehrgangs „Die Vision von NeuLand“ Gedanken über den Transformationsprozess unserer Gesellschaft, die er am Beispiel eines Prozesses, den wir in der Natur beobachten können, verdeutlicht:
„Aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Da uns dieser Vorgang so geläufig ist, übersehen wir leicht die inneren Prozesse, die aus einem kriechenden, gefräßigen Wurm einen bunten, fliegenden Schmetterling werden lassen. Ein vollkommen anderes Wesen. Um die darin verborgene Genialität besser zu verstehen, hier ein Röntgenblick auf das innere Geschehen.
Welche Prozesse werden gestartet, damit aus einer Raupe ein Schmetterling wird?
Das Ende der Lebenszeit einer Raupe wird durch neue Zellen eingeläutet, die sich im Innern der Raupe bilden. Eine Art naturgegebener Aktivierungscode löst das Werden neuer Zellen aus. Wichtig: Die neuen Zellen schwingen in einer höheren Frequenz als der Rest des Raupenkörpers. Wissenschaftler nennen diese höher schwingenden Zellen ‚imaginativ‘ oder einfach ‚Imago-Zellen‘. Die imaginativen Zellen enthalten Strukturen und Informationen des Schmetterlings, der sich in der Zukunft bilden soll. Imago-Zellen repräsentieren sozusagen das Zukunfts-Selbst der Raupe.
In der Raupe wird das Immunsystem aktiviert. Dieses greift die neuen Zellen an und bekämpft sie. Viele werden getötet. Dabei gilt es deutlich zu sehen: Die Raupe erkennt die neuen Zellen nicht als Zellen aus ihrem eigenen Körper an, sondern ordnet diese als etwas Raupenfremdes ein, das es zu bekämpfen gilt. Tatsächlich werden viele Imago-Zellen der ersten Generation getötet. Doch es bildet sich sogleich eine zweite Generation von imaginativen Zellen, die sich schnell vermehren. Diese werden auch angegriffen, doch mit einem deutlich geringeren Ergebnis.
(!) Sehr spannend ist, dass die Imago-Zellen die angreifenden Immun-Zellen als Ihresgleichen erkennen. Dies wiederum führt zu einem Sinneswandel bei den angreifenden Immunzellen. (!)
Im Kern geht es in diesem Stadium noch um einen Kampf zwischen dem Alten und dem Neuen.
Wie geht es weiter?
Im Inneren der Raupe geschieht etwas höchst Erstaunliches. Die ursprünglich isoliert agierenden Imago-Zellen beginnen, sich untereinander zu erkennen und verbinden sich. Es entstehen imaginative Klumpen.
Der nächste Schritt?
Im nächsten Schritt verbinden sich diese imaginativen Klumpen mit anderen, werden so größer, und es formen sich imaginative Gruppen, ja sogar regelrechte Netzwerke.
Was führt zum Durchbruch?
Was nun geschieht – wenn wir den Blick wachhalten für die Analogie, die dieser Prozess aufzeigt – ist atemberaubend. Denn die imaginativen Gruppen und Netzwerke im Inneren der Raupe bilden nun lange Fäden, die in der gleichen hohen Frequenz schwingen, wie die Imago-Zellen. Diese Fäden verbinden jetzt die sich bereits gebildeten Netzwerke miteinander, um Informationen auszutauschen. Das Ende der imaginativen Einzelanstrengung ist damit gekommen.
Und wie zeigt sich dieser entscheidende Punkt?
Der entscheidende Punkt ist erreicht, wenn sowohl die imaginativen Fäden als auch die imaginativen Gruppen begreifen, dass sie etwas anderes sind als die Raupe. Etwas Neues! Etwas, das zwar aus der Raupe kommt – doch mit einem vollkommen gewandelten Selbstverständnis. Mit der Erkenntnis ihrer verwandelten Identität transformieren die imaginativen Zellen den alten Raupenkörper von innen. Das ist die eigentliche Geburt des Schmetterlings.“ (Karl Gamper)
Es ist ein langwieriger und schmerzhafter Prozess, den Karl Gamper da so eindrücklich beschreibt. Bezogen auf die Transformation unserer Gesellschaft drängt sich die Frage auf: Wo stehen wir jetzt?
Befinden wir uns gerade bei jenem Entwicklungsschritt, bei dem es um die Zerstörung der Imago-Zellen der ersten Generation geht? Ja, manchmal könnten wir diesen Eindruck gewinnen, insbesondere wenn wir beobachten, wie sehr einzelne Andersdenkende immer noch von den Immun-Zellen des alten Organismus bekämpft werden.
Doch vielleicht sind wir in Wahrheit auch schon viel weiter? Denn überall tauchen schon die imaginativen Gruppen wie Pilze aus der Erde auf, z. B. in Gestalt von neuen Bildungsinitiativen, alternativen Unternehmensformen, Kulturoasen und ähnlichem. Und ja, diese vielfältigen, neuen Ansätze für ein neues Miteinander, sie beginnen sich schon hier und dort zu vernetzen mit den langen Fäden, die sich aus den Imago-Gruppen gebildet haben. Wenn wir die Dinge so betrachten, stehen wir kurz vor dem Verpuppungsstadium, wohl wissend, dass wir eine Phase des Chaos durchzustehen haben. Aber ebenso gewiss ist es auch, dass aus der Puppe eines Tages ein farbiger, fliegender Schmetterling schlüpfen wird – das Zukunfts-Ich vieler menschlicher Individuen, die zusammen einen Organismus bilden.
Fördern wir also mit allen unseren Kräften das Neue, das da geboren werden möchte und sich schon so deutlich zeigt. Doch lassen wir uns nicht dazu verleiten, das Alte nicht auch als unseresgleichen anzuerkennen, als das, aus dem auch wir hervorgegangen sind. Mag sein, dass wir Vorreiter waren auf dem Weg, Vorreiter, die den Weg geebnet haben, Imago-Zellen der ersten Generation. Doch nun ist es an der Zeit, dass die Vernetzung voranschreitet und sich dieser Sinneswandel im gesamten gesellschaftlichen Organismus ausbreitet.
Ursula Dziambor
Anmerkung: Jwala und Karl Gamper haben einen gemeinnützigen Verein gegründet „Wir in NeuLand – Akademie und Forschungszentrum für ein neues WIR“