
Auf der Suche nach der Wahrheit
„…und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh. 8).
So sprach Jesus vor etwa 2000 Jahren zu seinen Jüngern und wies damit auf den großen Auftrag der Menschheit hin, die Wahrheit zu erkennen und sich dadurch zu Geistern der Freiheit zu entwickeln. Wenn wir dieses Ziel erreicht haben werden, dann werden wir keine äußeren Autoritäten mehr benötigen, die uns sagen, wo es lang geht. Keine Kirche, kein Guru, keine Nachrichtensendung und kein Experte muss uns dann mehr die Welt erklären, denn wir tragen die Erkenntnis darüber bereits in uns. Nur als Kinder bedürfen wir noch der liebevollen Begleitung durch die Erwachsenen, die uns Orientierung und Halt gibt. Im Erwachsenenalter jedoch sind wir frei von jeglicher Form der Manipulation. Wir folgen dann ausschließlich unserer inneren Führung, unserem ICH, unserem ICH BIN.
Es ist offensichtlich, dass es sich bei dem beschriebenen Zustand um ein Zukunftsszenario handelt, denn mehr denn je werden wir heute mit News und Fake News, Expertenwissen und Verschwörungstheorien konfrontiert. Es ist wahrlich nicht einfach, in dieser Flut von Meinungen und vermeintlich bewiesenen Erkenntnissen Orientierung zu erlangen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was der Wirklichkeit entspricht und damit wahr ist.
Doch warum ist das so? Wie kommt es, dass uns Orientierung heute so schwer gemacht wird?
Aus höherer Perspektive betrachtet befindet sich die Menschheit heute in einer entscheidenden Übergangsphase. Wir werden jetzt derart massiv gefordert, damit wir gezwungen sind, uns zu entscheiden, eindeutig Stellung zu beziehen. Nicht darüber, welchem der vielen Meinungsangebote wir denn nun folgen sollen, sondern darüber, ob wir uns überhaupt noch darauf einlassen oder ob es uns gelingt, nicht nur nach-zu-denken, was andere gedacht haben und uns als fertige Erkenntnis präsentieren, sondern wirklich eigenständig zu denken.
Selbstverständlich ist das nicht der bequeme Weg. Einerseits, weil er viel anstrengender ist. Oft müssen wir lange suchen, um unverfälschte und neutrale Grundinformationen über bestimmte Begebenheiten und Ereignisse überhaupt noch zu finden. Wenn wir unsere Informationsaufnahme auf das Fernsehen und die übliche Presse beschränken, wird uns dies ganz sicher nicht gelingen. Zum anderen haben wir mit Anfeindungen zu rechnen, wenn unsere Meinung nicht mit der allgemein öffentlich anerkannten übereinstimmt. Wenn wir diesen Weg beschreiten, wählen wir also einen steinigen Pfad, einen Pfad der Herausforderung. Zurzeit sieht es ganz und gar nicht danach aus, als ob diese Herausforderungen geringer würden. Ganz im Gegenteil! Die Polarisierung schreitet voran, Menschen, die sich erlauben, im beschriebenen Sinne selber zu denken, werden bereits heute mit Hass überhäuft und der Lächerlichkeit preisgegeben. Das ist nichts für zaghafte Gemüter, die sich angesichts solcher vermeintlichen Übermacht der Meinungsmacher ohnmächtig fühlen!
Auf allen Feldern des gesellschaftlichen Lebens sehen wir uns diesen Angriffen auf die Wahrheit und damit auf die in uns aufkeimende Freiheit ausgesetzt. Im Gesundheits- oder Bildungswesen ebenso wie in der Forschung und Wissenschaft sowie nicht zuletzt in den öffentlichen Medien. Man könnte dieses Vorgehen mit gutem Recht als psychologische Kriegsführung bezeichnen.
Der Weg derjenigen, die sich dennoch nicht von diesen Angriffen einschüchtern oder gar mundtot machen lassen, erinnert uns an den Leidensweg vieler großer Persönlichkeiten, nicht zuletzt auch des Jesus Christus, den man kurz vor seiner Hinrichtung durch das Aufsetzen einer Dornenkrone öffentlich verhöhnte. Vielleicht können wir diese Erfahrung sogar als Hinweis nutzen, wo die Wahrheit wirklich schlummert. Je heftiger sich ein (bekannter) Mensch öffentlichen Angriffen ausgesetzt sieht, umso näher ist er der Wahrheit vermutlich gekommen.
Ebenso steht es uns frei, uns nicht auf Wahrheitssuche zu begeben und weiterhin in Unfreiheit zu verharren. Bisher ist es die große Mehrheit der heutigen Menschheit, die diesen Weg wählt, sei es aus Unkenntnis (neulich stieß ich auf den humorvollen Begriff: Langzeitahnungslosigkeit) oder aus Bequemlichkeit. Wenn wir nicht den Anspruch haben, uns als Individuum weiter zu entwickeln und damit an der Evolution der Menschheit mitzuwirken, leben wir möglicherweise unbeschwert, geben uns unseren irdischen Bedürfnissen und Begierden hin und genießen unser Erdenleben auf sinnlicher Ebene. Doch so mancher, der diesen Weg versucht hat, wurde aufgerüttelt, unsanft aus seiner vermeintlich heilen Welt herauskatapultiert. Krankheit oder andere Schicksalsschläge gaben ihm die Chance, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Der Betreffende steht nun vor einer neuen Weggabelung und wieder darf er sich entscheiden, ob er sein bisheriges Leben weiterführen oder jetzt einen anderen Weg einschlagen möchte, ob er noch einmal die blaue oder jetzt doch die rote Pille wählt (diese Aufbereitung des Themas stammt aus dem Film Die Matrix, 1999). In einem einzigen Erdenleben kann sich dieser Vorgang mitunter öfter wiederholen, in der Regel immer wieder in abgewandelter Art und Weise.
Ich finde es tröstlich, dass wir so viele Gelegenheiten zur Umkehr eingeräumt bekommen, denn ich gebe gerne zu, dass auch ich des einen oder anderen deutlichen Hinweises von meinen geistigen Begleitern bedurfte, bis ich mich endlich auf den Pfad der Wahrheitssucher begeben habe. Natürlich behaupte ich nicht von mir, bereits am Ziel angekommen zu sein! Was ich jedoch eindeutig feststellen kann, ist, dass sich das Leben seit diesem bewussten Kurswechsel völlig anders anfühlt, dass ich jeden Tag dankbar bin für die Gaben des Lebens, dass die anfänglichen Zweifel an diesem Weg immer seltener geworden sind und dass Kraft und Vitalität beständig zunehmen, denn ich sehe jetzt den Sinn in meinem täglichen Wirken. Dieses Erkennen des Sinns ist für mich unverzichtbare Nahrungsquelle, ja Lebenselixier.
Diesem Zugewinn stehen durchaus auch Verluste gegenüber. Nicht jeder Mitmensch in meiner Umgebung kann meine Erkenntnisse nachvollziehen oder befürwortet sie gar. Doch dadurch lasse ich mich nicht beirren. Meine Gedanken und Taten müssen nicht jedem gefallen, doch dankenswerterweise gibt es auch Gleichgesinnte, die ähnliche Fragen an das Leben richten, wie ich es tue. Und die Wirkung unseres Ringens nach Wahrheit vervielfacht sich in der Gemeinschaft. Wie sehr es doch auch dieses Christus-Wort auf den Punkt bringt: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen“.
Ursula Dziambor